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20 Dezember, 2008

Als Colani mit dem Käfer ...

Colani GT - The complete Story at www.automobilly.com

Als Colani mit dem VW Käfer noch großes vor hatte, da waren wir in den 60iger Jahren. Der "Colani GT" ist eine der automobilen Perlen, die immer mehr in Vergessenheit geraten. Damit ist nun Schluss, ich werde von Zeit zu Zeit immer mal wieder von in Vergessenheit geratenen Automobil-Raritäten berichten.


Mit dem Colani GT fing alles ganz klein an, wir machen eine Zeitreise zurück in die wilden 60er Jahre. In dieser Zeit hatte Colani noch nicht den Ruf des weltbekannten Designers, eher den des hoffnungvollen Designnachwuchs. Dies hinderte aber den Berliner Kunststoffexperte Heinz Kühle nicht daran, sich von Luigi Colani ein Auto entwerfen zu lassen.


Basis für den Wagen sollte der bekannte VW Käfer sein. »Verbunden mit der Millionenfach bewährten Qualität des VW 1200 werden Sie einen Sportwagen besitzen, der ihnen nur Freude bereitet«, verhieß der bescheidene Werbeprospekt. Erste Probleme tauchten bereits bei der Belieferung der VW-Chassis auf. Der damalige VW-Boß Nordhoff legte sich quer. Also mußte man sich komplette Käfer besorgen und die überflüssigen Blechkleider aus Wolfsburg an Autoversicherer verkaufen. Zu dieser Zeit stellte Unternehmer Kühle nur unregelmäßig Kunststoffbausätze für die Sportflitzer her.


Eine entscheidende Wende kam durch einen ehemaligen Mitarbeiter Kühle`s. »Dieser Mann besaß mal eine Schaumstofffabrik, die ihm jedoch abbrannte. Gott sei Dank kam die Versicherung für den Schaden auf«, erinnert sich Kühle. »Das Geld brachte er dann gleich für unsere Fahrzeugfertigung ein. « Vorbei sollte der Bausatzhandel an der Haustür sein, und man zog in eine ehemalige Munitionsfabrik nach Lichtenau in Hessen. Die Karosserie des Colani GT bestand aus glasfaserverstärktem Vestopal der Chemiewerke Hüls. Vestopal ist unempfindlich gegen Rost und Korrosion, leicht im Gewicht und anspruchslos in der Pflege. Die Werkstoffkombination von ungesättigtem Polyesterharz und feinen Glasfasern verlieh der gesamten Außenhaut eine hohe Festigkeit. Und hatte einen immensen Vorteil: eine Gewichtseinsparung von 170kg gegenüber dem Käfer sorgten für 20 km/h mehr Spitze ohne Umbau des Motors. Als Frontscheibe diente zunächst die Heckscheibe des Karmann Ghia-Coupes, später bestellte man bei Südglas in Bietigheim eine elegantere Form und verpaßte ihr zudem noch eine gediegenere Umrandung.


Auf Wunsch gab es den Colani-Sportwagen mit hölzernem Sportlenkrad, Tourenzähler, Tolbotspiegel, Armaturenpolsterung und Porsche-Felgen.


Bereits kurze Zeit nach dem Umzug nach Lichtenau kam die Ernüchterung: Die 150 Polyestertechniker der Canadur GmbH & Co. KG arbeiteten zu unrationell und zeitlich zu aufwendig. Unter dem Strich rechnete sich der Verkauf des windschnittigen Gefährts nicht. Das lag natürlich nicht an Colanis Formgebung, der Damenschuhe wie Autos entwarf, sondern an kaufmännischem Unvermögen. Kühle zog sich so schnell wie möglich aus der Affäre, aber sein Kompagnon war mittlerweile seine Versicherungsprämie in Millionenhöhe los. Insgesamt wurden nur 261 Stück vom Colani GT gefertigt. Schade!


Der letzte komplette Colani-Wagen auf VW-Chassis wurde aus dem hessischen Industriegebiet nach Berlin überführt und während eines Trabrennens als Siegerprämie gestiftet. Kühle gab auch in den nachfolgenden Jahren den Kraftfahrzeugbau mit Chemie nicht auf. Er stellte sein Know-how für Sonderkarosserien von BMW und Volvo zur Verfügung. Letztere besaß sogar eine selbsttragende Kunststoff-Bodengruppe. Und Colani wuchs zum weltweit gefragten Designer mit visionären Entwürfen.

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